Sehnsucht nach mehr

,,Alles beginnt mit der Sehnsucht“ (Nelly Sachs), das war auf meinem Weg ins Kloster auch so. Mein Glaube war mir bereits als Teenager sehr wichtig im Leben. Gerne habe ich mich als Ministrantin und in der Jugendarbeit engagiert, wenn ich nicht lernen musste oder die Zeit mit Freunden auf dem Fußballplatz verbrachte. Auch meine Familie war mir eine große Unterstützung auf meinen spirituellen Weg. Oft haben wir zusammen gebetet, sind in den Gottesdienst gegangen und haben herzensfroh Lieder gesungen. Weihnachten und Ostern haben wir immer ordentlich gefeiert, das war herrlich. Für mich war und ist Gott im Alltag erlebbar und spürbar. Das hat mir viel Halt, Hoffnung und Zuversicht geschenkt, gerade wenn es schwierige Lebenssituationen waren. Und das hat gut getan, mich neu aufgebaut und mir neue Power zum Weitergehen gegeben. Ich wusste mich von Gott getragen und immer geliebt, das ist eine ganz tiefe persönliche Erfahrung, die mich bis heute mit purer Freude und Dankbarkeit erfüllt. In der Arbeit, im Studium und Freizeit war es mir immer wichtig aus dem Glauben meinen Alltag zu gestalten und die christlichen Werte zu leben. Dabei habe ich sehr berührende und herzergreifende Glaubenserfahrungen gemacht, so dass in mir diese Sehnsucht nach mehr Gott und seine Liebe immer größer wurde. Gottes Liebe hat mich angezogen, so dass es mich gar nicht mehr losgelassen hat, obwohl ich mich auch immer wieder dagegen gesträubt habe und mir dachte: Klosterleben ist nichts für mich. Aber Gottes Plan für mich war anders und bis heute geheimnisreich. Vieles ist für mich gar nicht richtig in Worte zu fassen.

Nachspüren, suchen und fragen, Angst überwinden 

Um dieser Sehnsucht nachzuspüren habe ich mich auf das Abenteuer mit Gott eingelassen, bin aufgebrochen und habe abgecheckt, wie ich auf diese anziehende Liebe antworten kann und somit mehr innerlichen Frieden finde. Es war eine lange Suche mit Höhen und Tiefen und Glaubenszweifeln. Wichtig war mir, meinen eigenen Weg zu finden und zu prüfen, ob ich mit meiner Entscheidung, die mir gar nicht so einfach gefallen ist, glücklich werden kann. Also begann ich mehr zu beten, die Hl. Schrift zu lesen und Gespräche zu suchen mit den Menschen, die bereits diese Lebensform als Ordensmann/-frau leben. Ich habe verschiedene Klöster besucht und einfach mal ihren Alltag kennengelernt, viele Fragen gestellt, in der Literatur und im Internet darüber gelesen und mit Familie und Freunden meine Vorstellungen geteilt. Das hört sich ganz easy an, aber es hat mich ganz schön Überwendung und Mut gekostet mich darauf einzulassen und von Gewohntem loszulassen.

Novizin Sr. Marjam
ich spiele gerne Fußball mit Freunden
ich singe und höre gerne gute Musik
mein Glaube schenkt mir Kraft und Hoffnung
Jesus ist für mich mein bester Freund
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Teilnahme an “Kloster auf Zeit” 

“Kloster auf Zeit” ist ein Angebot für diejenigen, die selbst ein wenig mit dem Gedanken spielen, ob Klosterleben für sie etwas sein könnte. In dieser Zeit lebt und arbeitet man zusammen mit den Schwestern. Ich war zweimal Kloster auf Zeit für je eine Woche und in regelmäßiger Gesprächsbegleitung bei den Solanusschwestern. Wir haben über das Ordensleben geredet oft verbunden mit stundenlagen Spaziergängen und anschließendem Gebet und Essen. So bin ich mehr und mehr in Kontakt gekommen mit der franziskanischen Spiritualität und war fasziniert von Franziskus und Klara, wie sie gelebt und geglaubt haben. Diese Lebensform hat mich angesprochen, mehr für Jesus zu leben, nach dem Evangelium zu handeln und anderen in ihrer Not zu helfen. So wollte ich Jesus nachfolgen. Bis heute ist es eine tägliche Challenge und bereitet mir dennoch tiefe Erfüllung und Freude.

 

Mut, das Abenteuer mit Gott zu wagen

Auf meiner jahrelangen Suche, fast 10 Jahre ging mein Suchprozess, hab ich durchgehalten und es hat sich gelohnt. Mir wurde immer mehr klar, dass ich mich aus Liebe zu Gott ihm ganz verschenken möchte und Ordensschwester werden will. Diese Klarheit wächst im Vertrauen auf Gottes Führung, durch Gebet und gute Begleitung. Gott hat mich begleitet auch bei lebensgefährlichen Situationen z. B. während unserer Flucht aus dem Irak. Und er begleitet mich bis heute in meinem Leben. Nach meinen BWL-Studium und meiner Arbeit in der Finanzverwaltung, habe ich den Sprung gewagt und bin mit 26 ins Kloster eingetreten. Gott ruft und Gott schenkt Mut diesen Wagnis mit ihm einzugehen und ganz aus seine Geborgenheit und Liebe zu leben. Ich habe das Abendteuer mit Gott in der Gemeinschaft der Solanusschwestern gewagt und bin mutig auf meinem persönlichen spirituellen Weg unterwegs. Die Gottsuche ist ein lebenslanger Prozess und eine Herausforderung, die zu mehr Leben in Fülle führt. Sicher gelte ich heute als junge Ordensfrau als Exotin und verrückt, wirst du dir vielleicht auch denken, wenn du es geschafft hast bis hierher zu lesen, aber wer in sich diese tiefe anziehende Liebe Gottes spürt, kann nicht anders, als darauf zu antworten und immer mehr ein Mitliebender Gottes zu werden. Und für mich tat ich es mit dem Wagnis als Franziskanerin zu leben und bin glücklich mit meine Entscheidung.