Komm - ER ruft!

Wie ist es dazu gekommen, dass ich Ordensfrau geworden bin, wie dazu, in eine franziskanische Gemeinschaft einzutreten und wie in die konkrete Gemeinschaft der Solanusschwestern?

Wenn ich zurückschaue, als ich vielleicht 20 oder 22 Jahre alt war, hatte ich noch gar nicht im Sinn, Ordensschwester zu werden. Meine Sehnsucht war eine Familie zu gründen und viele Kinder zu haben, auch Pflegekinder oder behinderte Kinder aufzunehmen.

Und heute: ich habe eine Ordensfamilie (wir sind 30 Schwestern) und viele Brüder und Schwestern im Glauben. Dann habe ich viele Kinder, da ich im Kinderkrankenhaus arbeite. Desweiteren habe ich viel zu tun mit kranken, schwerkranken und behinderten Kindern und liebe diese Arbeit.

Es ist schon verrückt, wie sich Erfüllung zeigen kann.

Was ist passiert?

In meiner Sehnsucht war ich vielfach suchend, auch religiös suchend und fragend. Was ist der richtige Glaube, welche Kirche ist richtig? Ich lernte in Würzburg während meines Studiums diverse Gruppierungen kennen: Freikirchen, Pfingstler, Methodisten, Baptisten, … und hatte den Grundsatz: „Prüfet alles und behaltet das Gute!“ (so sagt auch Paulus in der Bibel). Ich fragte: warum Sakramente, warum Weihwasser, warum Tabernakel uvm und suchte in Gesprächen mit Kirchenleuten Antworten für mich zu finden.

In „meiner Kirche“ sah ich viele Missstände und hatte sogar Austrittsgedanken. Neben einem Hauskreis mit rein evangelischen Christen, die mich mit ihrem Leben sehr faszinierten und überzeugten, die etwas hatten, was ich auch haben wollte, lernte ich die Franziskaner dort kennen und nahm regelmäßig bei ihnen beim Bibelkreis teil.

So lernte ich Franziskus kennen, zu dessen Zeit die Kirche reich war, unglaubwürdig mit Machenschaften und der mit seiner Armutsbewegung in seiner Kirche blieb und sie dennoch hochschätzte.

Dann hat mich ein Lied mit seinem Refrain sehr tief getroffen: „Es gibt ein Wort und das ist für dich das LEBEN, es gibt ein Licht, das sie Sonne überstrahlt. Du hast ein Ziel, welches Gott für dich gegeben, wenn er dich ruft, musst du gehen, vielleicht schon bald“.

Das bedeutete für mich Abschied von Würzburg, von liebgewonnenen Mitchristen und Neuanfang in meinem Heimatort LAUDA. Ich durfte mit dem sich neu formierten Gebetskreis zuhause eine besondere Gebeterhörung erfahren.

Irgendwie hatte ich Angst, mich ganz auf Gott einzulassen, weil ich ahnte, dass nichts mehr so wäre wie vorher. Ich wusste, ein bisschen Christ sein gibt es nicht. Ich spürte, dass ich noch nicht bereit war, mich IHM mit allem, was mein Wünschen und Sehnen betrifft, zu übergeben.

ich singe und musiziere gerne
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Doch Gottes Geist, der weht, wo er will, bewegte mich bei einem Tauferneuerungsgottesdienst meine Lebensübergabe an IHN zu machen und alles – ohne Wenn und aber – in seine Hände zu

legen. Ich sagte IHM: Hier ist mein Leben, es gehört dir! Mach mit mir, was dir gefällt! Dir überlasse ich auch meine Sehnsucht nach Mann und Familie.

Wenige Monate später, während eines Glaubensseminars, das ich mit meinem Glaubenskreis besuchte, wurden freie Fürbitten gesprochen. Eine Frau hinter mir betete darum, dass junge Frauen den Mut finden, JA zu sagen zu ihrer Ordensberufung.

Es war unvorstellbar, wie es da bei mir eingeschlagen hat. Ich wusste auf einmal, das will Gott von mir. Es war so klar, so stark, so eindeutig, so unbeschreiblich. Das hat sich in mein Herz eingraviert.

Aber, so fragte ich mich und dann auch beständig Gott „Was willst du, das ich tun soll?“ Wo willst du mich haben? Welche Spiritualität, welche Gemeinschaft?

Es folgten Begegnungen mit Menschen, Gespräche, Suchen und Fragen.

Die Frau, die hinter mir diese Fürbitte gesprochen hatte, war eine Solanusschwester aus Landshut und ich lernte sie später kennen und folgte ihrer Einladung zu einer Professfeier zu kommen und dann auch, Kloster auf Zeit zu machen.

Was die Spiritualität betrifft, so erkannte ich, dass dies n u r franziskanisch sein konnte, da ich spürte, ich will mitbauen an einer lebendigen glaubwürdigen Kirche (und nicht nur von außen kritisieren) wie Franziskus und in einfacher und geschwisterlicher Weise, einfach auf Augenhöhe mit Gleichgesinnten leben.

Gott hat mir zugesagt: Ich will dir Leben in Fülle schenken. Drunter hätte ich es auch nicht gemacht. So wählte ich mit dem Namen EVA, einer Abkürzung meines Taufnamens ELVIRA das Leben als Franziskanerin bei den Solanusschwestern. Dort kam auch sein Ruf: KOMM! für mich.

Seit kurzem bin ich nun die Verantwortliche in der Ordensausbildung und bin – neben meiner beruflichen Arbeit in der Kinderklinik und im ambulanten Kinderpalliativteam – mit viel Leidenschaft dabei, Frauen auf ihrem Weg der Gottsuche zu begleiten.